Christina Aguilera – ” Stripped”

Mit einem Imagewandel im Gepäck, der sich gewaschen hat, präsentiert Christina Aguilera ihr neues Album “Stripped”: Aus dem kuscheligen Schmusekätzchen ist eine wilde Raubkatze geworden. Spätestens die Debütsingle “Dirrty” öffnet all jenen die Augen, die in Christina immer noch das unschuldige Teenie-Pop-Girlie sehen. In musikalischer Anlehnung an Redmans Nummer “Let’s Get Dirty” von seinem letzten Album “Malpractice”, produzierte Christina zusammen mit Rockwilder “Dirrty” quasi als Gegendarstellung aus weiblicher Sicht. Unter dem Einfluss von Rap-Derwisch Redman zeigt sich die Blondine von ihrer bisher unanständigsten Seite.

Wer jedoch nicht völlig blind und taub durch die Welt wandelt, den trifft dieser scheinbar radikale Imagewandel nicht unerwartet. Schon seit einiger Zeit künden unübersehbare Zeichen die Metamorphose der Aguilera vom Popsternchen zum Vamp an. Blut geleckt hat sie mit ziemlicher Sicherheit bei “Lady Marmalade”, dem Hitsong zum Kinofilm “Moulin Rouge”. Und ihr Auftritt mit Limp Bizkits Fred Durst bei den MTV Music Awards war ebenso eine Begegnung der rockigeren Art.

Mit “Dirrty” brechen nun unter den Sittenwächtern des Landes Kontroversen über Christinas neues Outfit und die anstößigen Tanzszenen los. Den Titel des Albums scheint die 21-Jährige zum Programm gemacht zu haben. “Stripped” – und wen wundert es da, dass das Höschen von sexy Christina in aller Munde ist. Dabei wird es allmählich Zeit, die Aufmerksamkeit auf die Musik zu richten, schließlich hat sie auf diesem Gebiet einiges zu bieten.

In “Can’t Hold Us Down” macht sich Christina zusammen mit Kollegin Lil’Kim für die Frauen dieser Welt stark. Eingängige Hip Hop-Beats unterstreichen das Pamphlet der stimmgewaltigen Ladies, mit welchem sie gegen respektlose Machos wettern. “Walk Away” ist ein ruhiges, souliges Lied mit Klavierbegleitung, in dem Christina die ganze Bandbreite ihres stimmlichen Könnens zeigt: Von sinnlich hauchend bis emotionsgeladen energisch. Hier singt sie sich die schmerzhaften Erfahrungen einer gescheiterten Beziehung förmlich von der Seele.

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Was für Britney Spears der Song “Stronger” war, scheint für Christina Aguilera “Fighter” zu sein. Allerdings tauscht Christina den Pop-Weichspüler gegen eine kräftige Ladung rockiger Beats aus, was dem Song auf jeden Fall zugute kommt. Zu ihren Wurzeln bekennt sich Miss Aguilera mit dem Latino-Pop-Song “Infatuation“. Mit spanischen Gitarren, viel “Te quiero” und einer Menge Ritmo erzählt das Stück von der knisternden Begegnung mit einem sexy Latin Lover. Wie bei den meisten anderen Liedern hat Christina auch an der Ballade “Loving Me 4 Me” mitgeschrieben und sie co-produziert.

Für “Impossible” hat sie sich das talentierte R’n’B-Allround-Talent Alicia Keys ins Boot geholt. Den von Alicia geschriebenen und produzierten souligen Song performen die beiden in einem wunderschönen Duett. Ebenfalls eine ruhigere Nummer, jedoch mit jazzigen Elementen, ist “Underappreciated“. Das von der ehemaligen 4-Non-Blondes Frontfrau Linda Perry geschriebene und produzierte “Beautiful” reiht sich nahtlos in die Balladen-Sequenz ein.

Aus der Feder von Linda stammen auch das gitarrenlastige “Make Over” und “Cruz“. “Make Over” erinnert mit seinem schnellen rockigen Beats stellenweise an “Overload” von den Sugababes. “Soar” überzeugt vor allem durch die Lyrics, die dank Christinas überzeugendem Gesang sehr authentisch rüberkommen. “Get Mine, Get Yours” ist ein typischer Aguilera Song, in dem alle Musikrichtungen, die sie gerne mag, miteinander gepaart sind: RapR’n’B, Soul und Rock.

Die Ballade “The Voice Within” enthüllt, dass die neue Christina sich nicht völlig von der alten unterscheidet. Die große Zahl der ruhigen Stücke auf diesem Album zeigt auch, dass “Stripped” nicht allein aufs Körperliche zu beziehen ist. Christina gibt nicht nur tiefe Einblicke ins Dekolleté, sondern auch in ihr Innerstes. Besonders “I’m OK” ist ein sehr persönliches Lied, mit dem sie sich in Erinnerung an traurige Momente ihrer Kindheit an ihren Vater wendet.

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Christina Aguilera beweist mit “Stripped”, dass sie mehr kann, als nur vorgekaute und abgeschmackte Pop-Musik nachzuträllern. Was ihre derzeitige Vorliebe für knappe Outfits angeht, sollte sie noch mal überdenken, ob der Spruch “Weniger ist mehr” wirklich überall zutrifft. Die endlosen Debatten über die Klamotten, die sie nicht am Körper trägt, lenken nämlich leider von ihrer Musik ab. Und die würde bestimmt auch ankommen, ohne dass sie die Hüllen fallen lässt.

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